Auch an der „msd“ – der münster school of design – wurde im vergangenem Semester digital studiert. Und auch der Rundgang, auf dem ausgewählte Projekte von Studierenden präsentiert werden, muss in diesem Jahr digital stattfinden. Das eröffnet uns die Möglichkeit, auf eine Abschlussarbeit zu verweisen, die sich mit der Geschichte der Hausbesetzung der Frauenstraße 24 auseinandersetzt:
Felix Hetscher entwickelt als Abschlussarbeit einen Comic zur Frauenstraße 24. Auszüge davon sind auf dem Rundgang zu sehen. Der komplette Comic wird voraussichtlich Ende 2021 bei einem münsteraner Verlag als Buch erscheinen und voraussichtlich auch in der Frauenstraße 24 käuflich zu erwerben sein. Wir freuen uns mit Felix Hetscher über seine inzwischen bestandene Abschlussprüfung und auf die Veröffentlichung seines Comics.
Von links nach rechts Andreas Hamm, Horst Hübner, Thomas Feldmeier (kniend), Rita Weißenberg, Bernd Uppena (hockend), Wolfram Kuschke, Ulrich Bartels, Heinz-Rudolf Othmerding, Hans-Werner Küster. Foto Klaus Woestmann
Vor fast 50 Jahren wurde das Haus Frauenstr. 24 durch Instandbesetzung vor den Abriss gerettet . Die ehemaligen HausbewohnerInnen und damaligen AStA-Vertreter wollen erinnern
Der ehemalige Regierungspräsident von Arnsberg (1998-2002) und
spätere NRW-Minister für Bundes-, Europaangelegenheiten und Medien (2004-2005) Wolfram
Kuschke hatte zu einem Treffen in die Räumlichkeiten der WWU zur Erinnerung an
die Auseinandersetzung um die Frauenstr. 24 eingeladen, ihm liegt das Thema am
Herzen, denn er war seinerzeit selber sehr aktiv in der münsterschen Studentenpolitik.
Die Anregung zu dem Treffen in Uni-Räumlichkeiten direkt
gegenüber dem ASTA kam von der ehemaligen Hausbewohnerin der Frauenstr. 24
(1974-1978), Rita Weißenberg und dem damaligen Sprecher des Hauses (1977-1981)
Bernd Uppena. Beide befassen sich aktuell gemeinsam mit dem KulturVerein F24 mit
der Planung von Aktivitäten zu zwei besonderen Jahrestagen des ehemals
besetzten Hauses Frauenstraße 24.
Am 25. März 2021 jährt sich
zum vierzigsten Mal der Tag, an dem Vertreter des Landes und der
Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) vor dem Rathaus in Münster den Ankauf des
Hauses Frauenstr. 24 bekannt gaben und am 3. Oktober 2023 der Tag der Besetzung
zum fünfzigsten Mal.
„Ich habe mich sehr über
unser Treffen gefreut und gedacht, man hätte es doch auch eher einmal angehen
sollen! Aber hier gilt wohl auch, dass die Dinge sich ihre Zeit suchen und vor
allem einen Anlass! Ich sehe in dem Treffen mit einem ausgewählten kleinen
Personenkreis einen ersten Aufschlag für eine intensive Aufarbeitung der
Geschichte der Studentenbewegung in Münster und u.a. auch ihre Beziehung zur
Besetzung des Hauses F24“, sagte Kuschke.
Teilgenommen an dem
Auftaktgespräch haben der ehem. ASTA-Vorsitzende (1974/75) Horst Hübner, der
nach seiner Promotion 1982 an der Uni Münster und dann von 1995-2018 als
Universitätsprofessor für Sportsoziologie an der Uni Wuppertal tätig war. Er
fand, „dass es sich
aufdrängt, die seinerzeitigen sozialpolitischen Aktivitäten des AStA, zu denen
auch die Unterstützung der Hausbesetzerszene gehörte“, in Erinnerung zu rufen.
Er freute sich über „ein persönlich bewegendes Wiedersehen mit einigen alten
Gefährten, die man lange nicht gesehen, aber in guter Erinnerung gehalten hat.“
Ulrich Bartels
ehem. SPD Ratsherr (1975-78) aus Münster, war 1973 als Hochschulreferent aktiv
an der Besetzung beteiligt. Er war außerdem ein Semester Präsident des
Studentenparlaments und beruflich von 1978 bis 2008 als Laborleiter in der
Landesumweltverwaltung tätig.
Aus Hamburg war
Andreas Hamm nach Münster angereist, der 1975 und 1976 als ASTA-Referent aktiv
war und nach seinem Examen in Germanistik und Sozialwissenschaften 1980
Geschäftsführer GEW Münster und dann ab 1985-2017 als Referent bei der GEW
Hamburg gearbeitet hat.
Ebenfalls
direkt an der Besetzung der F24 beteiligt waren die ASTA Referenten Hans-Werner
Küster, der von 1970-78 Germanistik und Sozialwissenschaften studierte und dann
von 1980-2016 als Lehrer für Deutsch und SoWi am Gymnasium in Gütersloh gewirkt
hat, wo er heute auch im Ruhestand lebt.
Wie auch der
ehemalige AStA-Hochschulreferent Thomas Feldmeier, der nach dem Studiums der Rechtswissenschaft ab WS
1968/69 an der WWU mit Promotion 1981 abschloss. Er war als Anwalt und Notar von
1982-2020 in Dortmund tätig.
Die weiteste Anreise hatte
Heinz-Rudolf Othmerding aus Berlin. Er war direkt nach Studienbeginn 1975-77 Pressereferent
im ASTA, da er schon vorher eine Redakteursausbildung absolviert hatte. Nach seiner
Promotion 1984 in Hamburg war er ab 1985 für die Deutsche Presse-Agentur u.a. in Neu Delhi, Tel Aviv und Cork tätig und leitete jahrelang journalistische Auslandsnetzte der dpa. Zuletzt war er wissenschaftlicher
Mitarbeiter von Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann. „Wir müssen den Aspekt Frauenstraße als Teil der
AStA-sozialpolitischen Initiativen mal wieder prominent in Erinnerung rufen.
Denn das Thema hat ja nichts von seiner Aktualität verloren“.
Alle Beteiligten beschlossen, den Kontakt weiterhin zu halten und das Thema
Studentenbewegung in Münster der 70er bis zum 3. Oktober 2023 intensiv weiter
zu verfolgen und auch die für den 25.-28.3.2021 geplanten Aktionstage zu „40
Jahre Erhalt der Frauenstr.24“ dafür zu nutzen, mit weiteren ehemaligen
ASTA-MitarbeiterInnen den Kontakt und Austausch zu suchen.