F24 und die Studentenbewegung der 70er Jahre

Von links nach rechts Andreas Hamm, Horst Hübner, Thomas Feldmeier (kniend), Rita Weißenberg, Bernd Uppena (hockend), Wolfram Kuschke, Ulrich Bartels, Heinz-Rudolf Othmerding, Hans-Werner Küster. Foto Klaus Woestmann

Vor fast 50 Jahren wurde das Haus Frauenstr. 24 durch Instandbesetzung vor den Abriss gerettet . Die ehemaligen HausbewohnerInnen und damaligen AStA-Vertreter wollen erinnern

Der ehemalige Regierungspräsident von Arnsberg (1998-2002) und spätere NRW-Minister für Bundes-, Europaangelegenheiten und Medien (2004-2005) Wolfram Kuschke hatte zu einem Treffen in die Räumlichkeiten der WWU zur Erinnerung an die Auseinandersetzung um die Frauenstr. 24 eingeladen, ihm liegt das Thema am Herzen, denn er war seinerzeit selber sehr aktiv in der münsterschen Studentenpolitik.

Die Anregung zu dem Treffen in Uni-Räumlichkeiten direkt gegenüber dem ASTA kam von der ehemaligen Hausbewohnerin der Frauenstr. 24 (1974-1978), Rita Weißenberg und dem damaligen Sprecher des Hauses (1977-1981) Bernd Uppena. Beide befassen sich aktuell gemeinsam mit dem KulturVerein F24 mit der Planung von Aktivitäten zu zwei besonderen Jahrestagen des ehemals besetzten Hauses Frauenstraße 24.

Am 25. März 2021 jährt sich zum vierzigsten Mal der Tag, an dem Vertreter des Landes und der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) vor dem Rathaus in Münster den Ankauf des Hauses Frauenstr. 24 bekannt gaben und am 3. Oktober 2023 der Tag der Besetzung zum fünfzigsten Mal.

„Ich habe mich sehr über unser Treffen gefreut und gedacht, man hätte es doch auch eher einmal angehen sollen! Aber hier gilt wohl auch, dass die Dinge sich ihre Zeit suchen und vor allem einen Anlass! Ich sehe in dem Treffen mit einem ausgewählten kleinen Personenkreis einen ersten Aufschlag für eine intensive Aufarbeitung der Geschichte der Studentenbewegung in Münster und u.a. auch ihre Beziehung zur Besetzung des Hauses F24“, sagte Kuschke.

Teilgenommen an dem Auftaktgespräch haben der ehem. ASTA-Vorsitzende (1974/75) Horst Hübner, der nach seiner Promotion 1982 an der Uni Münster und dann von 1995-2018 als Universitätsprofessor für Sportsoziologie an der Uni Wuppertal tätig war. Er fand, „dass es sich aufdrängt, die seinerzeitigen sozialpolitischen Aktivitäten des AStA, zu denen auch die Unterstützung der Hausbesetzerszene gehörte“, in Erinnerung zu rufen. Er freute sich über „ein persönlich bewegendes Wiedersehen mit einigen alten Gefährten, die man lange nicht gesehen, aber in guter Erinnerung gehalten hat.“

Ulrich Bartels ehem. SPD Ratsherr (1975-78) aus Münster, war 1973 als Hochschulreferent aktiv an der Besetzung beteiligt. Er war außerdem ein Semester Präsident des Studentenparlaments und beruflich von 1978 bis 2008 als Laborleiter in der Landesumweltverwaltung tätig.

Aus Hamburg war Andreas Hamm nach Münster angereist, der 1975 und 1976 als ASTA-Referent aktiv war und nach seinem Examen in Germanistik und Sozialwissenschaften 1980 Geschäftsführer GEW Münster und dann ab 1985-2017 als Referent bei der GEW Hamburg gearbeitet hat.

Ebenfalls direkt an der Besetzung der F24 beteiligt waren die ASTA Referenten Hans-Werner Küster, der von 1970-78 Germanistik und Sozialwissenschaften studierte und dann von 1980-2016 als Lehrer für Deutsch und SoWi am Gymnasium in Gütersloh gewirkt hat, wo er heute auch im Ruhestand lebt.

Wie auch der ehemalige AStA-Hochschulreferent Thomas Feldmeier, der nach dem Studiums der Rechtswissenschaft ab WS 1968/69 an der WWU mit Promotion 1981 abschloss. Er war als Anwalt und Notar von 1982-2020 in Dortmund tätig. 

Die weiteste Anreise hatte Heinz-Rudolf Othmerding aus Berlin. Er war direkt nach Studienbeginn 1975-77 Pressereferent im ASTA, da er schon vorher eine Redakteursausbildung absolviert hatte. Nach seiner Promotion 1984 in Hamburg war er ab 1985 für die Deutsche Presse-Agentur u.a. in Neu Delhi, Tel Aviv und Cork tätig und leitete jahrelang journalistische Auslandsnetzte der dpa. Zuletzt war er wissenschaftlicher Mitarbeiter von Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann. „Wir müssen den Aspekt Frauenstraße als Teil der AStA-sozialpolitischen Initiativen mal wieder prominent in Erinnerung rufen. Denn das Thema hat ja nichts von seiner Aktualität verloren“.

Alle Beteiligten beschlossen, den Kontakt weiterhin zu halten und das Thema Studentenbewegung in Münster der 70er bis zum 3. Oktober 2023 intensiv weiter zu verfolgen und auch die für den 25.-28.3.2021 geplanten Aktionstage zu „40 Jahre Erhalt der Frauenstr.24“ dafür zu nutzen, mit weiteren ehemaligen ASTA-MitarbeiterInnen den Kontakt und Austausch zu suchen.

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