Münster
Fotografien
Karola Gerschmann betreibt Lightpainting. Für ihre malerische Fotografie wendet sie die sog. ICM-Technik an. ICM steht für Intentional Camera Movement, das absichtsvolle Bewegen der Kamera. „Ich verwende lange Belichtungszeiten und bewege die Kamera während der Belichtung, oder ich verändere die Brennweite des Zooms. Bei diesem Foto der EL-Drähte habe ich fünf Sekunden belichtet und während der Aufnahme in das Bild hineingezoomt.“ Ihre Fotos erscheinen dadurch wie abstrakte Gemälde, die den Betrachtenden viel Spielraum in der Interpretation lassen. – EL-Drähte???
Heike Callies schießt ihre Fotos durch eine Glaskugel. Während das Foto eigentlich nur in Nahaufnahme den winzigen Ausschnitt um die Kugel herum zeigt, erscheint in der Glasblase ein Bild im Bild. Die Welt steht Kopf, en miniature und wie durch ein Fischauge betrachtet in einem Aufnahmewinkel von 180°. Anders herum geht es auch: Ein Kugelbild kann kleine Objekte ganz groß erscheinen lassen, wenn sie nahe genug sind. Die Glaskugel wird so zur Makro-Vorsatzlinse, allerdings mit starker Verzerrung. Mit ihren Kugelbildern eröffnet uns Heike Callies einen ungewohnten und staunenden Blick auf die große und die kleine Welt um uns herum.
Mechthild Ribhegge widmet sich dem „Licht in Bewegung“. Dazu stellt sie sich zum Beispiel mit Stativ und Kamera nach Einbruch der Dunkelheit auf den Domplatz, um mit Langzeitbelichtung die Busse zu fotografieren, die vor der erleuchteten Glasfront der Bezirksregierung und vor dem Landesmuseum vorbeifahren. Ergebnis: Der Bus verschwindet in der Dunkelheit, er hinterlässt nur seine neonfarbenen Lichtspuren, die sich grell rot, gelb und auch blau Telegraphendrähten gleich leuchtend durch die Nacht ziehen. Mechthild Ribhegge kann und macht aber noch mehr: Sie beherrscht die malerische Fotografie ebenso wie die oft in der Werbe- und Modefotografie zu sehende High-Key-Technik mit ihren hellen Farbtönen, dem weichen Licht und niedrigen Kontrasten.
Gisela Quast macht ihre Fotos vorwiegend mit dem Smartphone. „Motive finden sich für mich überall“, schreibt sie auf der Website der Auslöserinnen, „alltägliche Situationen, in denen Menschen einen Vordergrund bilden, Architektur, Symmetrie, Linien, Farben, Fahrräder.“ Gisela Quast überlässt der Natur das Spiel mit dem Licht und drückt dann im richtigen Augenblick auf den Auslöser. Selbst ein Kraftfutterwerk kann in Schönheit erleuchten; die Sonne bringt es an den Tag: „Das Foto der ‚WCG von Agravis‘ ist entstanden, als ich mehr zufällig mit dem Fahrrad vom Albersloher Weg kommend die Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal überquerte …. Die Sonne hatte dieses Motiv in einen solch intensiven und wunderbaren Farbton getränkt, dass ich unbedingt ein Foto machen musste.“
Katja Reifenscheid nimmt uns mit auf ein Traumschiff. Bilder vom sterbendschönen Sonnenuntergang vor Montego Bay, von der fahlen Mitternachtssonne über einer dramatischen Fjordlandschaft oder von der Schlacht der Kreuzfahrenden an den überladenen Auslagen des Buffetrestaurants gibt es von ihr allerdings nicht. Sie zeigt uns … ja, was eigentlich? Zwei Reihen von senkrecht auf einer glatten Fläche stehenden Metallstäben, auf jedem Stab sind Glaskügelchen aufgezogen wie Perlen auf einer Kette. Zwischen den beiden Stabreihen liegt eine leicht gebogene Schiene, zwischen deren Strängen ein zwischen Lila und Blau changierender Lichtstrom fließt. Ja, und was ist das jetzt? – „Blick auf eine Bar auf einem Kreuzfahrtschiff“ benennt Katja Reifenscheid dieses Foto. Es kommt eben auf die Perspektive an. Ein in dunklem Smaragdgrün leuchtender, von grellgrünen Fadenstreifen in regelmäßigem Abstand durchzogener Gang, in dessen Fluchtpunkt ein blaugraues Rechteck thront, ein durchleuchtetes weinrot bis dunkellila schimmerndes Glaswürfelgebilde oder blauschwarzglänzende ins Bild hinabhängende Glaskugeln – was wie Szenenfotos aus einem psychodelischen Sci-Fi-Film anmutet, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Interieurs, Dekorationen oder Lampen an Bord des Kreuzfahrtschiffes.
„Die Auslöserinnen“ haben sich 2012 zusammengefunden. Damals gehörten sie noch zu „Livas e.V.“ (Livas = „Lesben im Verein am schönsten“). Seit 2018 ist die „Fotogruppe nur für Frauen“ eigenständig. „Die Auslöserinnen“ stellen bereits zum sechsten Mal ihre Werke in der F24 aus.
Wie jedes Mal, so lässt sich auch dieses Mal ihre Ausstellung in nur zwei Worten zusammenfassen: „Ein Lichtblick!“
Der Kulturverein der F24 freut sich auf die Ausstellung der Auslöserinnen.
Vernissage: Sonntag, 03. Dezember 2023, ab 15:00 Uhr
in der KulturKneipe F24, Frauenstraße 24, 48143 Münster
Herzlich willkommen. Eintritt frei.
Mehr Informationen zu den Auslöserinnen gibt es hier:
https://www.ausloeserinnen.de/