Münster
Ausgediente Kaffeesäcke sind eigentlich zu schade für den Lumpenreißer. Auf ein erfülltes Leben als Transportbeutel für die Samen von Coffea arabica oder Coffea robusta, die wir fälschlicherweise als Bohnen bezeichnen, nach Reisen um die halbe Welt und übers große Meer, muss nicht Leere, Nutzlosigkeit und Vernichtung folgen.
Jutesäcke sind nicht nur praktisch und stabil, sondern auch viel zu schön, um sie wegzuwerfen. Und so beginnt für viele dieser Beutel ein neuer Lebensabschnitt: als Wäsche- oder Kaminholzsack, als Hundedecke, als Küchenschürze oder Seifensäckchen, als Kissenbezug oder Geschenkverpackung, als Frostschutz für Stammrosen oder im Urban Gardening als perfekter Anbausack für Kartoffeln.
Die Malerin Diana Garcia schenkt Kaffeesäcken ein besonders schönes zweites Leben. Diana Garcia benutzt deren rauen Stoff als Leinwand für ihre Acryl-Bilder.
Die 44-jährige Tochter eines „Gastarbeiters“ aus Spanien lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Münster. Sie ist viel gereist, hautsächlich durch Lateinamerika. In Mexiko hat sie drei Jahre gelebt und dort als Tour-Guide für Jeep-Safaris und in Hotels gejobbt.
„Auf meinen Reisen habe ich viel Armut gesehen und Menschen kennengelernt, die mich berührt haben. Diese Eindrücke verarbeite ich auf Kaffeesäcken, da mir die robuste Struktur gefällt“, sagt die Künstlerin. „Die Kaffeesäcke haben eine lange Reise hinter sich gebracht, bevor sie in meinem Atelier landen. Sie haben viel zu erzählen. Von Menschen, von der Arbeit, von Gefühlen, die mal schön sind und mal traurig.“
Mit ihren Bildern möchte sie den Menschen ein Gesicht geben, die keiner sieht, den Menschen auf den Kaffeeplantagen und die Schicksale dahinter: einen „Hard Worker“, einen Stier mit zum Angriff gesenkten Hörnern oder einen maskierten Luchador, einen Kämpfer des Lucha Libre, der mexikanischen Form des Wrestlings.
Die Sozialarbeiterin, die als Essenskurierin für Kitas arbeitet, malt seit über zwanzig Jahren. Ihre Malerei versteht sie auch als autobiographische Spurensuche nach Antworten auf persönliche Fragen. „Wenn ich male, werke, gestalte, begebe ich mich auf eine Reise in mein Inneres.“
Ihre Werke tragen Titel wie „Tagträume“, „Die Liebenden“, „Zen“, „Die Träumerin“, „Stille“, „Der Kuss“, „Muße“ oder „Zusammen“. Sie handeln von Fairness, Wünschen, Hoffnung und von der Sehnsucht nach einem anderen, besseren, zweiten Leben.
Der Kulturverein der F24 freut sich auf die Ausstellung von Diana Garcia.
Vernissage: Sonntag, 29. Januar 2023, ab 15:00 Uhr
in der KulturKneipe F24,
Frauenstraße 24, 48143 Münster
Herzlich willkommen. Eintritt frei.
Mehr Informationen zu Diana Garcia gibt es hier:
https://www.artgarcia.eu/