Münster
Die Ära der lateinamerikanischen „linken“ Regierungen ist vorbei, stattdessen sehen wir das Erstarken der Rechten und autoritären Regime. Gleichzeitig zeigen sich Aufruhr, Massenbewegungen, Rebellion in Chile, Argentinien, jüngst Kolumbien ausgelöst durch ein Bewusstsein davon, wie gespalten und hoffnungslos verloren die Mehrheit der Bevölkerung um ein Leben in Würde gebracht wird. Die Pandemie Covid 19 wurde in Chile von den Herrschenden genutzt, den radikalen Umbruch durch die Kraft der Straße zu brechen. Dennoch ist viel passiert: eine Volksabstimmung für eine neue Verfassung, Wahlen zu einer Konstituante. Und jetzt?
Wir wollen uns auf die Suche nach den Wurzeln der Protestbewegung begeben, die Volksbewegung, die in der Unidad Popular mündete und letztes Jahr ihr 50jähriges Jubiläum gehabt hätte. Interessant für uns dabei ist die Rolle linker ChristInnen und ihre historisch für Lateinamerika einmalige Organisierung in der Bewegung „Christen für den Sozialismus“. Soziale Akteure und ihr „Programm“ fallen eben nicht vom Himmel. „Gefährliche Erinnerungen“ an die UP wurden wieder wach, weil andere sie wach gehalten haben. Die Proteste gegen die Diktatur waren nicht umsonst. 20 Jahre neoliberales Laboratorium in einem angeblich demokratischen, repräsentativen System, die SchülerInnenbewegung 2006, all diese Bewegungen haben die politische Landschaft verändert. „Die Linke“ und ihr Repräsentationsmodell ist allerdings nicht mehr der Motor radikaler Veränderung. Alles ordnet sich neu.
Barbara Imholz und Dr. Michael Ramminger arbeiten am Institut für Theologie und Politik. Er hat in den letzten Jahren an einem Geschichtsprojekt zur Bewegung der Christen für den Sozialismus gearbeitet, dessen Ergebnisse in Chile und in der BRD veröffentlicht wurden. Barbara Imholz war lange Jahre in der Chile-Solidaritätsbewegung aktiv.