Wohn + Stadtbau kauft die Frauenstraße 24 – F24 langfristig gesichert

Die Wohn- und Stadtbau, das Wohnungsunternehmen der Stadt Münster, erwirbt das Haus Frauenstr. 24 von der LEG. Wie Oberbürgermeister Markus Lewe mitteilte, ist der notarielle Kaufvertrag abgeschlossen, die Wohn + Stadtbau wird das Haus in Kürze in ihren Bestand übernehmen. Damit wird der Bürger*innenantrag einer Projektgruppe vom August letzten Jahres umgesetzt, das Haus durch eine stadteigene Gesellschaft zu kaufen und nachhaltig zu sichern.

“Wir freuen uns riesig”, so Joachim Hetscher vom KulturVerein F24, “dass damit das denkmalgeschütze Haus vor Immobilienspekulation dauerhaft geschützt wird und nachhaltig für bezahlbaren Wohnraum, als Kulturkneipe und Ort kultureller Begegnung in der Altstadt gesichert werden kann.”

Der KulturVerein Frauenstraße 24 dankt allen, die in und zusammen mit der Projektgruppe zu diesem Erfolg beigetragen haben, und ebenso allen, die durch die Unterstützung der Aktionstage “40/50 Jahre F24” der Verankerung der F24 in der Stadt Münster noch einmal einen Schub gegeben haben.


Wohn + Stadtbau kauft die Frauenstraße 24 – Projektgruppe feiert Erfolg

Die Wohn- und Stadtbau, das Wohnungsunternehmen der Stadt Münster, erwirbt das Haus Frauenstr. 24 von der LEG Immobilien SE. Wie Oberbürgermeister Markus Lewe mitteilt, ist der notarielle Kaufvertrag abgeschlossen, die Wohn + Stadtbau wird das Haus in Kürze in ihren Bestand übernehmen. Damit wird die Anregung aus dem Bürger*innenantrag der Projektgruppe vom August letzten Jahres umgesetzt, das Haus durch eine stadteigene Gesellschaft zu kaufen und nachhaltig zu sichern.

“Wir freuen uns riesig”, so Joachim Hetscher vom KulturVerein F24, “dass damit das denkmalgeschütze Haus vor Immobilienspekulation dauerhaft geschützt wird und nachhaltig für bezahlbaren Wohnraum, als Kulturkneipe und Ort kultureller Begegnung in der Altstadt gesichert werden kann.”

Vom besetzten Haus zum Kulturort

Einst schrieb die rund 120 Jahre alte “F24”, wie das Haus liebevoll von den Bewohner*innen und Freund*innen genannt wird, bundesweit Geschichte. Es wurde als eines der ersten Häuser in Deutschland von Studierenden wegen der großen Wohnungsnot besetzt. Am 3. Oktober 1973 bevölkerten rund 300 Studierende die F24. Ihr Ziel war es, das Haus vor dem geplanten Abriss zu retten und es dauerhaft als bezahlbaren Wohnraum für Studierende zu erhalten.

Nach fast zehnjährigem Kampf endete die Besetzung. Ende März 1981 war es soweit: Vor dem münsterschen Rathaus wurde der Ankauf der F24 durch die damals noch landeseigene LEG bekanntgegeben. Nach einem Besuch engagierter Kommunalpolitiker und Unterstützer aus Münster hatte Landesminister Christoph Zöpel die LEG persönlich angewiesen, das Haus zu erwerben.

Unter Denkmalschutz gestellt, wurde das Haus ab 1982 grundlegend instandgesetzt. Seitdem wird bis heute über den ASTA in drei Etagen bezahlbarer Wohnraum an Studierende vermietet. Die Kulturkneipe im Erdgeschoss und der Kulturverein haben das Haus zu einem Ort kultureller Begegnung mit markantem Namen gemacht, der weit über das Quartier und die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Das ehemals besetzte und politisch heiß umkämpfte Haus ist mitten in der Stadtgesellschaft angekommen.

2021 wurde der 40. Jahrestag des friedlichen und glücklichen Endes einer fast ein Jahrzehnt dauernden Besetzung der F24 mit Aktionstagen begangen – die nachhaltige und erfolgreiche Verteidigung gegen Wohraumvernichtung, Abriss und Spekulation gefeiert.

Keine Zukunft mit der LEG

Die F24 wurde mit der Übernahme durch die Landesentwicklungsgesellschaft LEG vor dem Abriss bewahrt. Im Jahr 2008 jedoch wurde die landeseigene und öffentlich kontrolierte LEG privatisiert und vom Land an eine kapitalmarktgetriebene Immobiliengesellschaft verkauft. Die Mieter waren dann zunächst durch einen im Kaufvertrag vereinbarten Sozialplan geschützt. Dieser Schutz ist allerdings Ende 2018 ausgelaufen.

Die börsennotierte LEG Immobilien SE betreibt ein Geschäftsmodell als renditeorientierte und kapitalmarktgetriebene Finanzanlagegesellschaft. Dazu passen langfristig weder die Geschichte noch die aktuelle Nutzung der Immobilie.

Schon lange bereitet die ungebremste Miet- und Immobilienpreisentwicklung in Münster Sorge. Eine urbane Mischung von Wohnen, Dienstleistungen und Gewerbe, die soziale Mischung der Wohn- und Lebensformen in den Quartieren ist stadtweit bedroht. Seit Jahren nimmt der Mangel an bezahlbaren Wohnungen für breite Schichten der Bevölkerung in Münster unvermindert zu und hat beängstigende Ausmaße erreicht.

Eine Projektgruppe wird aktiv

Im September 2020 hatte Werner Szybalski, für die LEG-Mieter*innen-Initiative Münster, Mitglied im Kundenbeirat der LEG, beim Vorstand des börsennotierten Immobilienkonzerns angefragt, ob das Haus erworben werden könnte. Nach einer positiven Antwort der LEG fand sich im Frühjahr 2021 eine Projektgruppe zusammen:

– Dr. Joachim Hetscher, Kulturverein Frauenstraße 24, (Sprecher),

– Raimund Ernst, KulturKneipe F24,

– Marie Diekmann, Allgemeiner Studierendenausschuss (ASTA),

-Sara Schomakers, Johanna Sturm, Hannah Klüber als Vertreter*innen der Hausbewohner*innen,

– Werner Szybalski, Sprecher LEG-Mieter*innen-Initiative Münster,

– Bernd Uppena, Haussprecher der F24 von 1977 – 1981, für die ehemaligen Bewohner und Aktiven,

– Theo Sträßer, ehemaliger Kommunalpolitiker und Unterstützer der F24.

Vor vierzig Jahren wurde die F24 von einem gemeinwohlorientierten und öffentlich kontrollierten Unternehmen – das war die landeseigene LEG damals noch – aufgekauft und damit vor dem Abriss bewahrt. Diese Konfliktlösung wurde mit der Privatisierung der LEG 2008 unterlaufen und auf den Kopf gestellt. Deshalb einigte sich die Projektgruppe schnell auf den Vorschlag, den Problemlösungsansatz von damals unter veränderten Bedingungen erneut aufzugreifen. Im August 2021 brachte die Projektgruppe den Bürger*innenantrag auf den Weg, die F24 der privatisierten Kapitalgesellschaft LEG durch eine öffentlich kontrollierte, stadteigene Gesellschaft abzukaufen.

Das städtische Wohnungsunternehmen Wohn + Stadtbau nimmt seit langem nicht nur wohnungspolitische Aufgaben für die Stadt und ihre Bürger*innen wahr. Neben der Bewirtschaftung des kommunalen Wohnungsbestandes kümmert sich die Wohn + Stadtbau um den Bau von Kitas oder Flüchtlingsunterkünften und realisiert Bauvorhaben für besondere Zielgruppen und gemeinschaftliche Wohnprojekte wie am Breul oder an der Grevener Straße. “In diesem Unternehmen ist die F24 gut aufgehoben”, meint die Projektgruppe.

Mit Ankauf und Übernahme durch die Wohn + Stadtbau wird beispielhaft aktiver Denkmalschutz betrieben. Zugleich wird ein Zeichen gesetzt für „Milieuschutz“ in der Altstadt – für nachhaltiges und zupackendes Quartiersmanagement – und ein Zeichen, dass die Stadt Münster aktiv für bezahlbaren Wohnraum insbesondere auch für Studierende eintreten will.

Die derzeitigen Bewohner*innen und der AStA erwarten, dass die bisherigen Miet-, Pacht- und sonstigen Nutzungsverträge mit der neuen Eigentümerin problemlos fortgefüht werden. Zusammen mit ihnen hofft Bernd Uppena, ehemaliger Haussprecher, dass aufgelaufene Instandhaltungsrückstände nun aufgearbeitet werden.

Die Projektgruppe feiert den Erwerb des traditionsreichen Hauses deshalb als gelungenen Beitrag zum Erhalt von bezahlbarem Wohnraum, insbesondere für Studierende, und als Signal, dass etwas gegen die ungebremste Miet- und Immobilienpreisentwicklung in Münster getan werden kann.

Dr. Joachim Hetscher              Theo Sträßer                       Werner Szybalski             Bernd Uppena            

Die nun kommunal abgesicherte Existenz der F24 ist für die Projektgruppe stadthistorisch wichtig, Beispiel für die nachhaltige Entwicklung der Innenstadt. „Preiswerter Wohnraum und Kultur – so wird die Frauenstraße 24 als letzter original erhaltener Bestandteil der im Krieg nahezu total zerstörten historischen Straßenbebauung im Quartier zum lebendigen Denkmal mit Zukunft“, meint Theo Sträßer, Mitinitiator des Bürger*innenantrags.

OB Lewe besucht Ausstellung zur Geschichte der F24

Bernd Uppena (links, ehem. Haussprecher) erläutert OB Markus Lewe die Ausstellung.

Zwei Dokumente aus der Geschichte der Frauenstraße 24 beeindruckten Oberbürgermeister Markus Lewe bei seinem Besuch der am vergangenen Freitag zu Ende gegangenen Ausstellung in der F24 besonders. Auf dem einen, 1946 aus der Vogelperspektive entstandenen Foto ist die F24 als letztes unbeschädigtes Gebäude in der Frauenstraße zu sehen. Auf dem anderen, einer 1971 in der Lokalpresse erschienenen Zeichnung, wird ein seelenloser Betonbau gezeigt, der damals das schöne Jugendstilhaus ersetzen sollte. – Dass es nicht so gekommen ist, sondern die Frauenstraße 24 als lebendiges Kulturzentrum und als preiswerter Wohnraum für Studierende erhalten wurde, bezeichnete Lewe als „historisch“ für die Stadtentwicklung. Der Kampf um den Erhalt des Hauses habe eine neue Phase der Stadtentwicklung mit initiiert und begleitet, mit der eine einseitige Orientierung auf den Autoverkehr und die Kommerzialisierung der Innenstädte beendet wird. „Wem gehört die Stadt?“ sei eine Frage, die gerade durch Auseinandersetzung wie die um die Frauenstraße 24 aufgeworfen wurde und heute immer wieder neu beantwortet werden müsse. Zum Abschied wünschte der Oberbürgermeister dem Haus, der KulturKneipe und dem KulturVerein Frauenstraße 24 alles Gute für die weitere Sicherung des Hauses und für ihre Arbeit.

Bezirksbürgermeister in der F24

Die Aktionstage zum 40. Jahrestag des Erhalts der F24, die Zukunft des Gebäudes und die Perspektive einer autofreien Frauenstraße – darum ging es bei einem Besuch von Dr. Stephan Nonhoff (links), Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks Mitte, in der Frauenstraße 24 am 16. Juni. Gesprächspartner waren Klaus Woestmann (hinter der Kamera), Bernd Uppena (rechts) und Dr. Joachim Hetscher (in der Mitte) vom KulturVerein. Das Wetter spielte auch mit (siehe Foto).

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